Diät, Diät - Lebenslust in XXL - Euphrosine Theaterverlag Theatertexte Bücher

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Diät, Diät - Lebenslust in XXL - Alexander G. Schäfer

Antonia ist Buchhändlerin. Und Antonia ist dick. Na gut… dick ist der freundliche Ausdruck. Genauer gesagt ist sie so dick, dass sie manchmal sogar zwischen den Bücherregalen stecken bleibt. Ihre Lösung: Frustessen in Form von Hackfleischbällchen, Pfannekuchen und Sahnetorten. Und der Frust ist berechtigt. Ihr Mann Hendrik hat sie verlassen und deshalb wohnt sie seit 3 Wochen bei Ihrer besten Freundin Vera.

Hendrik ist Sportler und seit kurzem hat er eine neue Flamme. Chantal. Chantal sieht so aus wie sie heißt: Sie ist gertenschlank, wiegt jede Scheibe Brot bevor sie diese isst und ihr größter Wunsch ist die Eröffnung eines Fitnessclubs.

Frust berechtigt! – Hackfleischbällchen.
Doch Antonia liebt ihren Hendrik immer noch. So sehr, dass bereits das  dritte Hackfleischbällchen innerhalb von fünf Minuten dran glauben muss.
Freundin Vera entwickelt einen Plan: Wie erobert man den Ex zurück?
Richtig! Eifersüchtig machen.
Darauf ein Hackfleischbällchen.
Das Opfer ist schnell gefunden: Nachbar Derrick Patzenwalzer muss den  Freund mimen, wenn Hendrik und Chantal zu Besuch kommen. Bis dahin sind  Hackfleischbällchen untersagt. Wäre Nachbar Derrick nur nicht so  begriffsstutzig und dämlich und würde nicht auch noch ein Pizzafahrer  zum äußerst falschen Zeitpunkt auftauchen … Es wäre alles perfekt.
Doch genau das ist es nicht und zwischen Sahnetorten und  Hackfleischbällchen entspinnt sich eine liebreizend trottelige Komödie,  die garantiert Frust UND Fett abbaut – vor lachen nämlich.
Darauf: ein Hackfleischbällchen.

Uraufführung: 20. März 2008 an der Komödie Dresden

Regie: Peter Hill
Bühne: Michael Dietze
Kostüme: Sybille Rauchfuß, Gerhard Kropp
Regieassistenz: Karsten Frenz
Technischer Direktor: Matthias Ziesch
Technischer Leiter Dresden: Michael Dietze
Ton / Inspizienz: Thorsten Müller / Stefan Böhm
Beleuchtung: Martin Rößling / Timo Fischer
Requisite: Lars Hauswald / Lars Joachim
Maske: Christine Palme
Schneiderei / Ankleiderei: Sybille Rauchfuß

Besetzung:
Toni Simon: Franziska Hayner
Vera Reichert: Vera Reichert:
Hendrik Simon: Dietmar Burkhard
Chantal Zwanzig: Mandy Partzsch
Enrico Pizzeria: Mathias Engel
Derrick Patzenwalzer: Alexander G. Schäfer
Die Mutti: Anne Waffel

Theaterschaffenden und Mitgliedern des Deutschen Bühnenvereins bieten wir eine kostenfreie Leseversion.
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Textbuch gebunden

I. Akt
Der Vorhang geht auf. Man befindet sich in einem großzügigen Wohnzimmer eines Drei
Zimmer Appartement. Es ist später Nachmittag. Die Bühne ist menschenleer.
Plötzlich klingelt es Sturm.
VERA [ off ] ( klingelt, klopft ) Ich bin es Vera. Mach auf, sonst steht der Flur unter Wasser.
TONI [ off ] (jammert) Nein, nicht schon wieder.
VERA [ off ] Wo ist bloß der Schlüssel? Da. (schließt die Tür auf, kommt mit Einkaufstüten
herein, wirft sie auf die Erde und rennt ins Bad. Kommt kurz danach wieder
heraus) Jetzt geht es mir besser. Toni ? Antonia ?
TONI [ off ] (jammert weiter ) Ich halte es nicht mehr aus.
VERA Habe ich bis eben auch gedacht. Mir tränten schon die Augen. (hebt die Tüten
auf und bringt sie zum Tisch. Dort packt sie die „Fressalien “aus.) Das ist dein
verdammter Diät – Tee, den du mir dauernd aufnötigst. Das du allein nicht d a
v o n abnimmst. Ich würde gar nicht zum Essen kommen, weil ich dauernd zur
Toilette flitzen müsste. ( TONI jammert, VERA hält inne, ruft ) Toni, wo bist
du denn?
TONI [ off ] ( kläglich ) Hier ! In meinem Zimmer.
VERA Warum kommst du nicht raus?
TONI [ off ] Weil du mich sonst auslachst.
VERA Ich habe dich noch nie ausgelacht! Das würde ich nie tun.
TONI [ off ] Also gut. ( kommt mit aufgeplatzter Hose. VERA guckt sie an und prustet dann
los) Ich wusste, du lachst.
VERA ( lachend ) Entschuldige, aber es sieht so komisch aus. Als ob eine Bockwurst
versucht, in die Haut einer Wiener zu kommen.
TONI (eingeschnappt ) Ich liebe deine bildhaften Vergleiche.
VERA ( immer noch lachend, setzt sich hin ) Was regst du dich so auf ? Das ist doch
mindestens das dritte Mal, dass...
TONI ( energisch ) Komme jetzt nicht mit: Alle guten Dinge sind drei ! ( verzweifelt )
VERA (entdeckt den Teller und das Messer) Du hast schon gegessen ?
TONI ( arglos spielend ) Ich ? Wieso fragst du ?
VERA Weil hier ein Teller und ein Messer liegen ?
TONI (stottert) Das ist von heute Nachmittag. Ich habe mir einen Apfel geschnitten.
VERA ( zeigt ihr das Messer, wo noch Butter dran ist ) Muss ein Butterapfel gewesen!
(schüttelt den Kopf und macht sich ein Weißkäsebrot, beißt dann hinein)
TONI Was weiß ich, wo die Butter herkommt. ( setzt sich dicht neben VERA und
beobachtet sie dabei die ganze Zeit gierig beim Essen ) Außerdem weißt du
doch, ich esse...
VERA ... kaum noch etwas. Was war gestern mit dem Eisbein ? ( hantiert stark mit
dem Brot. TONI lässt es nicht aus den Augen und macht die Bewegung mit
dem Kopf mit )
TONI Wieso ? Ich hatte doch die Knochen entfernt. ( kommt ganz dicht mit dem Brot
an TONIS Gesicht )
VERA Aber das Fett hast du gegessen. ( TONI will zubeißen, kommt zu spät )
TONI ( bestimmt) Das muss man essen. Sonst bekommt man einen Nierenschaden.
VERA ( ironisch) Wer sagt das, Cindy aus Marzahn ? ( beißt ins Brot. TONI
beobachtet sie wieder dabei… )
TONI Außerdem ist es Nervennahrung, weil du immer an mir herumnörgelst.
VERA ( verbindlich ) Toni, ich will dir doch bloß helfen.
TONI Helfen ? Das sagte mein Ex auch, als er mich Schneemann nannte.
VERA Sei zufrieden, dass Hendrik nicht Yeti zu dir gesagt hat !
TONI ( verzweifelt ) Vera, was soll ich denn machen ?
VERA Weniger essen ? ( schmeckt ) Entschuldigung. Tomaten fehlen ( geht in die
Küche, im off ) – Selbst in der Buchhandlung sehe ich dich nur kauen.
TONI ( guckt VERA nach und stürzt sich auf das gemachte Brot.legt es wieder hin )
Bücher verkaufen macht eben hungrig.( leise, kauend ) Nicht nur Bücher
verkaufen!
VERA [ off ] Ich bin auch Buchhändlerin !Sitze ich dauernd im Aufenthaltsraum und esse ?
TONI ( immer kauend, dabei immer die Tür beobachtend, durch die VERA
verschwunden ist) Es ist doch so ungemütlich im Verkaufsraum. Außerdem
soll man im sitzen essen.
VERA [ off ] Aber nicht soviel, dass man nicht wieder aufstehen kann!
TONI ( beißt hinein) Immerhin habe ich durch meine kräftige Persönlichkeit den
Verkauf gesteigert.
VERA ( guckt durch die Küchentür, TONI kann gerade aufhören zu kauen.VERA
ironisch ) Ach, dann schaufelst du sozusagen im Dienste des Buchhandels ?
TONI Kann man so sagen ! Vor allem für die Glaubwürdigkeit !
VERA [ off ] ( geht wieder in die Küche . TONI kaut weiter bzw. beißt noch mal ab ) Du meinst „ Moby Dick “ und „Der Zauberberg
“ haben erst durch deine Figur eine tiefere Bedeutung bekommen ?!
TONI Aber auch „Herr der Ringe “ und „Weihnachtsgans Auguste “. Bloß
Wilhelm Raabes „Hungerpastor “ nehmen sie mir nicht ab.( isst den
Rest )
VERA ( kommt wieder ) Aber dafür reißen sie dir „Frühstück bei Tiffany “ aus der
Hand ! ( feierlich ) Toni, du bist eine Heldin. Ich sehe schon die Bild –
Schlagzeile: „ Antonia – auch Toni genannt – geplatzt für den Buchhandel !
Eine Märtyrerin ? “
TONI Haha ! (VERA setzt sich, bemerkt, dass das Brot fehlt, guckt sich um, unter den
Tisch . TONI arglos) Ist etwas ? ( VERA guckt sie nur an, schüttelt den Kopf
und nimmt ein neues Brot und schmiert Käse drauf ) Ich habe mir doch Mühe
gegeben abzunehmen. Eine Diät nach der anderen habe ich gemacht. Ich kann
bald Jubiläum feiern. Meine tausendste Diät. ( schwärmt ) Aber schön waren
sie alle. Allein die Wodka – Diät !
VERA Das du dich daran noch erinnern kannst, soviel wie du getrunken
hattest. Manchmal dachte ich, du wärst hohl. ( beißt ins Brot )
TONI Aber Hunger hatte ich keinen. Apropos. ( guckt auf das Brot )
Ich könnte jetzt... ( VERA guckt sie empört an ) War nur ein Scherz. (
theatralisch) Eine Todunglückliche darf doch wohl mal einen Scherz
machen. Ach Vera, diese verdammte Fresslust.
VERA Toni, so kann das nicht weitergehen. Such doch mal nach der Ursache deiner
Esserei.
TONI Habe ich ja ! Der Hunger ! ( guckt VERAs Brot an )
VERA Nein, weil du Frust hast.
TONI Natürlich, dieser ständige Hunger, da kann man ja nur Frust bekommen.
Übrigens, wir haben noch im Kühlschrank Oliven ! ( VERA versteht nicht
gleich, TONI zeigt auf das Brot ) Schmecken bestimmt gut dazu !
VERA Bestimmt ( steht auf und geht in die Küche ) Du hast Frust, weil dir ein
Partner fehlt.
TONI ( stürzt sich wieder auf das Brot, spricht kauend in die Küche )Aber du hast
doch auch keinen Mann und bist schlank .
VERA [ off ] Erstens bin ich disziplinierter als du und zweitens brauche ich nur an Männer zu denken, dann nehme ich schon ab.
Allein der letzte...
TONI ( kauend , die Tür beobachtend ) Das war doch der Geizige, der zum
Frühstück immer das Messer angewärmt hatte, damit du nicht soviel
Butter nimmst!
VERA ( kommt mit den Oliven zurück, TONI hat gerade noch den Bissen
herunterschlucken können ) Glaub mir, i c h habe mit den Männern
vollkommen abgeschlossen. ( setzt sich wieder, sieht das angebissene
Brot, hebt es hoch )
TONI ( entschuldigend ) Ich muss doch wissen, ob man die Oliven dazu
essen kann.
VERA ( schüttelt den Kopf ) Aber d u, du hast noch nicht abgeschlossen mit
den Männern. ( bereitet sich ein neues Brot vor und isst )
TONI ( macht sich an die Oliven, immer dann, wenn VERA nicht guckt ) Du
meinst, schon damit ich wieder in die Hose passe? Nach dem Motto:
Geteiltes Essen ist halbes Essen ! ? ! ( Vera nickt ) Vera, du hast mich
ja während meiner Ehe nicht gesehen, aber als ich mit Hendrik
zusammen war, war ich auch nicht schlanker. Im Gegenteil. Ich habe
bei ihm sogar mehr gewogen, obwohl ich Sport getrieben habe.
VERA ( überrascht ) Du hast Sport getrieben ? Was denn, wer am meisten isst?
TONI Da hätte ich sowieso gewonnen ! Hendrik hat doch so auf seine Figur geachtet.
Er hat sogar mit einer speziellen Waage jede Mahlzeit vorher abgewogen.
VERA Das hättest du auch tun sollen.
TONI Dann wäre ich ja vor lauter wiegen nicht zum Essen gekommen. Nein, ich war
wippen .
VERA Wippen ?
TONI Wippen, mit einer Wippe ! ( deutet es gestisch an ) Im Park stand so
eine. ( lachend )Was habe ich da gelacht, wenn Hendrik oben saß
und gefleht hat, dass ich ihn wieder herunterlasse. Stunden hat er
manchmal oben gesessen. Was hatten wir für ein Spaß miteinander.
VERA Er wohl eher, als du ihn wieder heruntergelassen hattest.
TONI ( schwärmend ) Und zärtlich war er ! Weihnachten, wenn er die Gans ausnahm.
Also Dr. Stefan Frank ist dagegen ein Schlächter.
VERA ( plakativ ) Hendrik Simon, der Mann dem die Gänse vertrauen. Und außer an
Feiertagen, war er da auch so ... ?
TONI Zärtlich ? ( zögert ) Er hatte halt seinen Sport. - Manchmal dachte ich, ich habe
einen Duracell - Hasen geheiratet.
VERA ( erstaunt ) Was denn, so ausdauernd ?
TONI Nein, so schnell ! ( entschuldigend ) Aber als Architekt braucht man eben
seinen Schlaf. Darauf habe ich natürlich Rücksicht genommen.
VERA Was war der Dank ? Er hat dich sitzen gelassen. ( will sich eine Olive nehmen.
Es ist nur noch eine da. Sie guckt wie erstarrt auf die Olive, dann auf TONI )
TONI ( ablenkend ) Er fühlte sich durch mich so erdrückt, so eingeengt.
VERA ( guckt TONI an, schüttelt den Kopf ) Auf Deutsch: Du warst ihm zu dick.
Trotzdem hätte er sich nicht dieses wandelnde Fitness - Studio angeln
brauchen.
TONI Sie war halt dünner.
VERA Und jünger ! Weißt du, was ich mit dem gemacht hätte ? Ich hätte ihm...
( es klingelt. Ohne auf die Uhr zu gucken ) 17. 30 Uhr ?
TONI ( guckt zur Uhr, nickt ) 17.30 Uhr ! Abendbrotzeit !
VERA Dann kann es nur einer sein!
BEIDE ( gucken sich an ) Patzenwalzer !
VERA Mal sehen, was unser geliebter Nachbar heute abstauben will.
TONI Ich tippe auf Salz !
VERA Das war gestern, heute ist Zucker dran.( es klingelt wieder )
TONI Er scheint ja in besonderer Abstauberlaune zu sein.( steht auf ) Ich gehe mich
mal schnell umziehen. Nicht, dass er mich in der geplatzten Hose sieht...
VERA ...und die auch noch abstauben will. ( TONI geht lachend ab. Es klingelt noch einmal )
Komme ja schon, Herr Patzenwalzer .( macht die Tür auf )
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TONI Sie könnten direkt zum Fernsehen gehen.( fängt an, das Jackett auszubürsten )
PATZENWALZER Meint Mutti auch !
TONI Die suchen direkt solche Vogelsch...
VERA ( dazwischen )...schönen wie Sie.
PATZENWALZER ( überlegt ) Vogelschönen, was ist denn das ?
VERA Das ist ein Fachausdruck beim Fernsehen. Für besonders interessante Leute.
PATZENWALZER ( großspurig ) Ich trage mich schon seit geraumer Zeit mit dem
Gedanken, Schauspieler zu werden. Sie müssen wissen, schon als Kind war ich
sehr begabt.
VERA Was Sie nicht sagen ?
TONI ( ironisch) Nicht nur kitzlig, auch noch begabt ?
PATZENWALZER Mein Jäger in „Rotkäppchen“ ist legendär.
TONI Ich habe mir schon gedacht, dass Sie einen Jagdschein haben.
VERA ( stößt sie an , dann zu PATZENWALZER )Das trifft sich gut, mit dem Jäger.
Wir haben nämlich ein Problem... Problem ist vielleicht zu viel gesagt...
TONI ( zu VERA ) Glaube mir, es wird eines werden.
VERA ( leise zu TONI ) Willst du nun Hendrik zurück oder nicht ?! ( zu
PATZENWALZER ) Also, Toni...
PATZENWALZER ( zu TONI ) Sie brauchen einen Jäger ?
VERA Nein, ihr Mann...
PATZENWALZER ( erstaunt ) Ihr Mann braucht einen Jäger ?
.
VERA ( energisch ) Herr Patzenwalzer !
PATZENWALZER ( kleinlaut ) Entschuldigung!
VERA Toni’s Mann...
PATZENWALZER Ich kann aber nur den Jäger in „ Rotkäppchen “. Der in den 7 Geißlein
ist ein ganz anderes Fach.( TONI und VERA gucken ihn an. Er bemerkt es,
peinlich berührt ) Bitte…
VERA Also, Toni wurde von ihrem Mann verlassen. Das wissen Sie ja !
PATZENWALZER ( nickt, dann ) Verlassen ? Ich denke, er will kommen ?
TONI Er will kommen, weil er mich verlassen hat !
PATZENWALZER Er will kommen, weil er Sie verlassen hat ? Warum verlässt er Sie dann
erst, wenn er doch wiederkommen will ?
TONI ( steht über PATZENWALZER und schreit ) Er will ja gar nicht
wiederkommen.
PATZENWALZER ( zuckt zurück ) Er will gar nicht wiederkommen ?Aber warum
kommt er denn wieder, wenn er nicht wiederkommen will?
VERA ( steht auch über PATZENWALZER hysterisch ) Weil er sie
verlassen hat ! ( zwingt sich zur Ruhe ) Herr Patzenwalzer. Tonis
Mann will nicht wiederkommen, um wiederzukommen,
PATZENWALZER Klar, sonst hätte er sie ja nicht verlassen.
VERA Er will wiederkommen, um mit ihr etwas zu klären. Klar ?
PATZENWALZER Schon !Aber warum hat er sie dann erst verlassen, wenn er dann doch
wiederkommt um mit ihr etwas zu klären ? Das hätte er doch gleich
machen können.
VERA Allerdings. Aber manchmal sind Männer halt begriffsstutzig !
PATZENWALZER ( überheblich )Gut, dass ich nicht so veranlagt bin !
VERA ( guckt TONI an ) Jedenfalls wurde Toni aus mehreren Gründen von
ihrem Mann verlassen.
TONI Sag es ruhig, ich war ihm zu fett.
PATZENWALZER ( übertrieben )Sie sind doch nicht zu fett. - Dick würde ich sagen, aber
niemals fett. Ich kann das beurteilen. Ich war ja auch mal so. Was wurde mir da
alles nachgerufen: Kürbis, Tonne, Boje..
TONI ( zwischen den Zähnen ) Ist ja gut.
PATZENWALZER ( merkt nichts ) Kloß, Murmel...
VERA Sind Sie fertig ?
PATZENWALZER Kugel, Brummer ( TONI , VERA gucken ihn an. leise )… fertig.
TONI Mein Mann hat sich nach jemand anderem umgesehen.
VERA So eine Dünne, so ein Kleiderständer.
TONI ( angeekelt ) Sie wissen, so eine die mit beiden Augen gleichzeitig durchs
Schlüsselloch gucken kann.
VERA ( angeekelt ) Die man festschnallen muss, wenn sie staubsaugt.
TONI Eine mit wenig Brust. Nicht so wie meine. Hier, fühlen Sie mal. Das ist doch
was, oder ?( nimmt seine Hände und legt sie auf ihre Brust )
PATZENWALZER ( stottert ) S...sehr schön. ( TONI nimmt seine Hände weg ) Dürfte ich
da noch einmal ? Da ist noch eine Stelle, die hatte ich noch nicht.
TONI ( haut ihm auf die Finger ) Jedenfalls war das vor 6 Monaten.
VERA Wie Sie wissen hat sich nun ihr Mann per Brief, deren Inhalt Sie ja bestens
kennen, gemeldet. ( Sie gucken ihn an. PATZENWALZER nickt ) Toni will um
ihren Mann kämpfen. Deshalb wollen wir ihm eine kleine Komödie vorspielen.
Er soll denken, dass Toni über die Trennung hinweg ist. Können Sie uns
folgen?
PATZENWALZER ( überheblich )Natürlich. Und um die Komödie vorzuspielen, brauchen
Sie mich ...
VERA ( erfreut ) Genau !
TONI ( alle lachen befreit auf ) Sie sind ja gar nicht so blöd, wie Sie aussehen.
PATZENWALZER ( überheblich )Natürlich nicht ! Sie brauchen mich ...als Jäger !
TONI ( Das Lachen bricht ab, sich zurücknehmend )Ich habe mich geirrt, Sie sind
noch blöder. ( drohend, ganz dicht an PATZENWALZERs Gesicht ) Wir
brauchen keinen Jäger. Wir brauchen einen Verlobten. Verstanden ?
PATZENWALZER ( schützt sich, stotternd ) Vo...Vollkommen. Keinen Jäger , sondern
einen Verlobten ?( guckt beide an ) Nein ! ( steht auf, will flüchten)
VERA Doch ( hält PATZENWALZER fest ) Sie sind doch ein toller Typ. Toni, hast du
nicht gerade neulich gesagt:‚Der Patzenwalzer, das ist ein richtiger Frauentyp.‘
( macht ihr ein Zeichen zu kommen,beide stehen nun zwischen
PATZENWALZER )
TONI ( schluckt ) So in etwa !
PATZENWALZER ( hält inne ) Stimmt schon, ich habe schon eine gewisse Wirkung auf
Frauen. Meint Mutti auch. Obwohl ich damit immer sparsam umgegangen bin.
TONI ( leise ) Äußerst sparsam.
PATZENWALZER Nein, dass mache ich nicht. ( will wieder weg. Sie halten ihn fest)
VERA Wenn Sie das machen, können Sie bei uns umsonst essen.
TONI Einen Monat lang !
VERA ( erstaunt ) Einen Monat lang ? ( TONI grinst entschuldigend )
PATZENWALZER ( überlegt ) Einen Monat lang ? – ( sich ängstlich umguckend ) Aber
wenn Mutti nun davon erfährt ?
TONI ( beruhigend ) Sie müssen es ja Mutti nicht sagen. Es kann ja unser Geheimnis
bleiben.
PATZENWALZER ( unsicher ) Ich hatte vor Mutti noch nie Geheimnisse...
VERA (einschmeichelnd flüsternd )Einen Monat Essen gratis. Außerdem passiert ja
nichts.
TONI (energisch ) Ausgeschlossen !!!
PATZENWALZER Ich kann es Mutti ja später sagen ( zu TONI ) Aber ich kenne Sie doch
kaum.
VERA ( überredend ) Brauchen Sie auch nicht. Wir schreiben Ihnen auf, was Sie
sagen müssen und Sie lernen es dann einfach, wie Vokabeln, auswendig.
PATZENWALZER ( unsicher ) Aber wenn er was merkt ?
TONI ( trocken ) Dann sind Sie ein toter Mann. ( PATZENWALZER schluckt )
VERA ( schnell ) Sie brauchen nicht viel zu sagen. Nur das Sie Toni toll finden.
PATZENWALZER ( zögert ) Ich weiß nicht.
VERA Überlegen Sie. (einschmeichelnd flüsternd ) Einen Monat Essen gratis.
PATZENWALZER Also gut. Wann soll das sein ?
TONI Am Sonntag.
PATZENWALZER ( panisch ) Das ist ja übermorgen.
VERA Keine Panik ! Morgen lernen wir den ganzen Tag und dann wissen Sie mehr
als Toni je über sich gewusst hat. – Bedenken Sie, einen Monat gratis essen.
PATZENWALZER Also gut, ich mache es. Aber jetzt muss ich rüber, ich muss etwas essen.
( will ab, kommt nochmal zurück ) Eine Frage habe ich noch. Wäre es nicht
doch besser, wenn ich als Jäger ... ? ( VERA und TONI gucken ihn entgeistert
an ) War ja nur eine Frage. ( ab, VERA geht ihm nach und macht die Tür zu )
TONI ( panisch ) Das geht nicht gut mit ihm. Das spüre ich.
VERA ( beruhigt sie ) Das schaffen wir. Ich bin doch dabei.
TONI Du bist dabei ? Und wenn Hendrik dich erkennt ?
VERA Wir sind uns einmal flüchtig begegnet. Damals, als du wegen Hendrik
aufgehört hast zu arbeiten. Und das ist immerhin 8 Jahre her und danach hatten
wir uns ja bekanntlich aus den Augen verloren. Außerdem könnte ich mich
verkleiden .
TONI Verkleiden ? Als was denn ?
VERA Du wirst schon sehen. Jedenfalls wird er, falls er sich doch erinnert, mich nicht
erkennen. Wie gesagt, vertrau mir.
TONI Und wenn er fragt, wieso zwei Namen an der Tür stehen ?
VERA Dann sagst du ihm, ich bin zum Kollegenaustausch nach Amerika.
TONI ( schwärmt ) Amerika, Burger King, Macdonald...
VERA Untersteh dich. Du musst jetzt ganz vernünftig sein und n u r noch Diät - Tee
trinken. Wir müssen dich doch irgendwie in das Kleid hinein bekommen . Ich
gehe schon mal einen Kübel aufsetzen. ( ab )
TONI Dieser verdammte Diät - Tee. Wenn ich daran denke, bekomme ich gleich
wieder Hunger. ( entdeckt die Torte ) Da ist ja noch die Eistorte. ( überlegt )
Vernünftig sein kann ich auch noch später.( guckt sich um, will hinein beißen )
VERA ( kommt ) Toni !!! ( TONI lässt vor Schreck die Torte fallen)
VORHANG
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II. Akt
Der Vorhang geht auf. Die Wohnung ist unverändert, nur das der Couchtisch für den Besuch
gedeckt ist. ‚ Auf Öko ‘, viel Grün, sehr spartanisch.
VERA ( kommt mit einer Gemüseplatte zurück, stellt sie auf den Tisch ab.
Guckt sich die Dekoration an ) Nein, so ist es besser ! (stellt die die
Gemüseplatte wieder hin ) Das ist zu viel ! ( beißt hinein, angeekelt )
Sellerie, dass Männer davon in Schwung kommen sollen !( kaut
widerwillig ) Also bei mir würde sich alles zusammenziehen . (
schüttelt sich, ruft dann )Toni, bist du fertig ?
TONI[ off ] Gleich ! Ich muss nur noch den Reißverschluss zu bekommen.
VERA ( begutachtet die Tischdekoration) Soll ich mit dem Schweißgerät
kommen ?
TONI [ off ] Sehr witzig ! ( kommt, etwas steif laufend u. stellt sich vor VERA hin)
Na, wie sehe ich aus ?
VERA ( geht um TONI herum, dann bewundernd vor ihr stehenbleibend )
Hendrik wird hinüber sein!
TONI (klagt) Und ich erst ! Die engen Schuhe und dann erst das Kleid. Es ist
so eng. Ich kann kaum atmen. ( atmet übertrieben schwer )
VERA Wenn du ihm erst einmal gegenüber sitzt...
TONI ( erstaunt ) Sitzen? Ich weiß nicht, ob ich gleichzeitig sitzen und
atmen kann.
VERA ( macht sich wieder an der Tischdekoration zu schaffen ) Keine
Angst ! Das Kleid gibt nach.
TONI ( nörgelt ) Ich habe noch nie gehört, dass eine Ritterrüstung
nachgegeben hat.
VERA ( zuckt mit den Schultern )Wer schön sein will, muss leiden.
TONI ( lacht mit ) Apropos leiden. Nach zwei Tagen fasten habe ich jetzt
wohl Anspruch auf feste Nahrung .
VERA Bekommst du doch nachher ! Gurken und Möhren ! ( hält das Gemüse
hoch )
TONI ( verzieht das Gesicht ) Wie bitte ? Ich soll am schwersten Tag meines
Lebens nur „Grüne Woche “ - Dekoration essen ?
VERA Natürlich ! Du musst doch zeigen, dass du deine Ernährung umgestellt
hast. Außerdem, ich habe zwar gesagt, dass das Kleid nachgibt, aber
ein Heißluftballon ist es nicht.( kümmert sich wieder um die
Dekoration )
TONI Ha – ha - ha! ( plötzlich deprimiert, geht zu VERA ) Vera, drücke mich
mal ganz fest!
( TONI versucht VERA zu drücken, aber TONI ist durch die hohen Schuhe zu groß geworden
,
versuchen es zwei- dreimal in anderen Varianten. Es gelingt nicht. Dann hat VERA einen
Einfall,
schiebt den Sessel zu TONI und steigt drauf)
VERA So ist es besser ! (sie umarmen sich wieder)
TONI ( wieder in melancholischer Stimmung ) Ich habe solche Angst. Wenn
es nun schief geht?
VERA ( guckt TONI an, tröstend ) Was soll denn schiefgehen ? Wir haben
doch alles genau besprochen. Du und Patzenwalzer, ihr spielt das
verliebte Paar und macht Hendrik damit eifersüchtig . Die Freundin
beschäftige ich derweil.
TONI ( neugierig ) Wie denn ?
VERA ( siegessicher grinsend ) Vertraue mir !
TONI ( unsicher ) Aber wenn Hendrik nun nicht darauf anspringt ?
VERA Glaub mir, er wird darauf anspringen ! ( macht sich los )Dann nimmst
du eben den Patzenwalzer .Der isst genauso gern wie du. ( TONI guckt
entsetzt an, grinst ) Kleiner Scherz. So und nun steh nicht herum,
sondern verteile das hier überall auf dem Tisch. ( gibt ihr einen
kleinen Beutel, der auf dem Tisch liegt )
TONI ( guckt hinein, holt einen Holzfrosch heraus ) Was ist denn das ?
Holzfrösche ?
Soll ich etwa damit vor ihnen spielen ? Damit sie denken, jetzt ist sie
nicht nur dick, sondern auch noch doof ?
VERA (ungeduldig, den Beutel wegnehmend und holt einen Frosch heraus )
Die sind doch nicht zum spielen. Das sind AffeaK‘s.
TONI ( übertrieben ) Ach, AffeaK‘s ? Klar, warum bin ich nicht gleich
darauf gekommen bin !
VERA ( sich vor TONI aufbauend, missionierend ) Affeak bedeutet: „
Anerkennungsfrosch für ein abgenommenes Kilo “. Habe ich in einem
Diät - Buch gelesen. Die bekommt man nämlich während eines
Diätkurses, den du ja, klar ( augenzwinkernd ), gleich nach deiner
Trennung besucht hast, als Beleg dafür, dass man ein Kilo
abgenommen hat.
TONI ( begreifend ) Und je mehr man abgenommen hat, desto mehr
bekommt man von den Affen.
VERA AffeaK’s.„ Anerkennungsfrosch für ein abgenommenes Kilo “.
TONI ( überlegt ) Aber bei den paar Gramm, die ich seit damals
abgenommen habe, hätte ich höchstens einen Froschschenkel
bekommen.
VERA Das muss doch keiner wissen.
TONI ( unsicher ) Aber das wird er doch sehen.
VERA Männer glauben, was man ihnen sagt, nicht was sie sehen. ( greift in
den
Beutel ) So und nun lass uns schnell ein, zwei hinlegen, damit sie die
auch finden! ( will gerade TONI ein paar Frösche geben, da klingelt
es. Beide erstarren )
TONI ( atemlos ) Da sind sie ! ( panisch )Und jetzt ?
VERA Alles liegen lassen.( lässt den Beutel auf dem Tisch liegen ) Du gehst
auf Position und ich mache auf.( will zur Tür )
TONI ( erschrocken) Aber der Patzenwalzer ist doch noch gar nicht da ?
VERA Dann kommt er eben später. Und nun beeile dich !
TONI ( hilflos ) Aber ich kann nicht so schnell.
VERA ( kommt zurück) Ich helfe dir. Hake dich bei mir ein.( hilft TONI
hinaus. Es klingelt wieder. VERA geht zur Tür ) Ich komme ( guckt
durch den Spion) Ausgerechnet) macht die Tür auf. PATZENWALZER
will eintreten. Sie erkennt ihn nicht ) Wir kaufen nichts ( macht die
Tür zu) Jetzt kommen die Vertreter schon am Sonntag ( Es klopft,
horcht ) Dieses Klopfen kenne ich doch. ( macht die Tür wieder auf,
erstaunt ) Herr Patzenwalzer ! ( lässt ihn ein und schließt die Tür. Ruft
nach hinten ) Toni, kannst dich entspannen. Es ist Herr Patzenwalzer.
( zu PATZENWALZER ) Entschuldigung, ich habe Sie gar nicht
erkannt.
PATZENWALZER ( sich die Nase reibend, spitz ) Das fängt ja gut an ! Wenn das bloß
schon vorbei wäre ! ( wischt sich den Schweiß von der Stirn )
TONI ( kommt langsam ) Na endlich.( erschrocken ) Sie sind ja noch gar
nicht umgezogen !
PATZENWALZER ( empört ) Das ist mein bester Anzug.
VERA ( trocken ) Dann möchte ich aber nicht die anderen sehen.
PATZENWALZER ( ratlos ) Ich dachte, ein toller Typ wird gebraucht ?
TONI ( wütend ) Aber kein irrer Typ. ( deprimiert ) Vera, damit machen wir
Hendrik doch nie eifersüchtig.
VERA Immerhin noch besser als dein Onkel ! ( zu PATZENWALZER ) Haben
Sie nicht etwas anderes ?
PATZENWALZER ( trotzig ) Entweder diesen Anzug oder gar keinen!
TONI ( trocken ) Vielleicht sollten wir es mal mit gar keinem probieren.
PATZENWALZER ( verstimmt ) Ich kann ja wieder gehen, wenn er Ihnen nicht gefällt.
Das hat man nun von seiner Gutmütigkeit. Mutti hatte mich sowieso
schon immer gewarnt. Lass dich nicht mit fremden Frauen ein. Die
nutzen dich nur aus.
TONI ( bissig ) War das bevor sie Sie zugedeckt hat oder danach ?
PATZENWALZER ( empört ) Das muss ich mir nicht gefallen lassen. ( geht zur Tür und
will sie aufmachen )
VERA ( hinterher, die Tür zuhaltend, freundlich) Herr Patzenwalzer, wir
haben es nicht so gemeint. Wir wollten Sie nicht beleidigen. Wir
entschuldigen uns in aller Form. ( macht TONI ein Zeichen sich zu
entschuldigen )
TONI ( widerwillig )Aber auf die Knie gehen kann ich nicht, sonst komme
ich nicht wieder hoch.
PATZENWALZER ( kommt schnell wieder zurück ) Entschuldigung angenommen.
Außerdem, ( lacht ) ich verzichte doch nicht auf einen Monat
Essen gratis. So billig wären sie mir nicht davongekommen.
VERA ( erleichtert ) Dann ist ja alles wieder in Ordnung !
TONI ( nörgelt ) Aber zum Friseur hätten Sie wenigstens gehen können .
PATZENWALZER ( erstaunt ) Ich war beim Friseur !
TONI Falls Sie ihn verklagen wollen, ich stehe als Zeuge zur Verfügung.
PATZENWALZER ( empört ) Also ...
VERA ( besänftigend )Toni, hör auf jetzt. Lasst uns lieber noch einmal die
Fakten durchgehen ! Herr Patzenwalzer, Sie wissen, was Sie zu sagen
haben ?
PATZENWALZER Ja .( konzentriert ) Ich wohne in einer Buchhandlung, wo mich
Antonio angesprochen hat, die mit ihrer Freundin in meiner Wohnung
wohnt...
VERA ( trocken )...und in 60 Jahren eröffnet der Papst mit mir eine Boutique
in Irland. Loriot lässt grüßen. ( TONI schlägt die Hände über den Kopf
zusammen )
PATZENWALZER ( unsicher ) War was falsch ?
TONI ( hysterisch ) Was war richtig ?! ( zu VERA ) Ich habe es gewusst, es
geht nicht gut. ( läuft, sofern es das Kostüm zulässt, auf und ab )
VERA ( enttäuscht ) Herr Patzenwalzer, wir haben das doch alles mehrfach
geübt.
PATZENWALZER ( beschämt zu Boden guckend ) Ich weiß ja...Ich kann es ja auch, aber
( wischt sich den Schweiß ab ) ich bin doch so aufgeregt.
VERA ( verbindlich ) Denken Sie einfach, Sie spielen den Jäger.
PATZENWALZER ( jammernd ) Versuche ich ja, aber momentan habe ich
Ladehemmung.
TONI ( drohend ) Herr Patzenwalzer, wenn Sie sich nicht zusammenreißen,
ich schwöre Ihnen, ich werde keine Ladehemmung haben. Verstanden
?
PATZENWALZER ( schluckt ) Das war unmissverständlich !
VERA ( beruhigend )Und denken Sie daran, nur Fitness zählt und Sie hassen
alles was süß ist.
PATZENWALZER ( unsicher )Auch Kuchen ?
VERA Auch Kuchen, Bonbons, Eis…
PATZENWALZER ( eifrig)Gummibären ? ( TONI guckt ihn finster an, nickt )
Gummibären auch.
VERA ( versöhnlich, ihn aufbauend ) Herr Patzenwalzer, wenn Sie Ihre
Sache gut machen und Sie werden sie gut machen, habe ich auch eine
Überraschung für Sie !
PATZENWALZER ( freudig ) Eine Überraschung ? Etwas zu essen ? Der neue Tomate –
Kiwi Pudding ? ( wählerisch ) Den hatte ich schon. Nicht sehr
empfehlenswert.
VERA Sie werden sehen. ( sachlich ) Ehe ich es vergesse, da ihr verlobt seid,
müsst ihr euch duzen!
TONI ( sachlich nickend ) Toni !
PATZENWALZER ( verbeugend ) Angenehm, Patzenwalzer.
TONI ( sich zurücknehmend ) Das weiß ich. Deinen Vornamen.
PATZENWALZER Derrick. Nach der Lieblingssendung meiner Mutti.
TONI Da hast du ja Glück, das die Lieblingssendung deiner Mutti nicht
‚ Raumschiff Enterprise ‘ war. ( TONI und VERA lachen )
PATZENWALZER ( ernsthaft ) Das ist mein zweiter Vorname ! (TONI und VERA gucken
sich nur an und schütteln die Köpfe .Es klingelt. Alle stehen wie
erstarrt ) Es klingelt !
VERA ( reagiert als erstens )Es geht los ! Auf eure Positionen. Beeilung !
TONI ( stellt sich mit dem Rücken zu VERA ) Kannst du wieder …? ( VERA
nickt, hilft TONI wieder von der Bühne, beide ab )
PATZENWALZER ( guckt sich um. Heimlich ) Ich bin so nervös. Gut, dass ich mir
Nervennahrung mitgenommen habe. ( holt einen Schokoriegel aus der
Tasche ) Von Schokoriegel haben sie nichts gesagt. ( er beißt hinein
und steckt das Papier in die Hosentasche. Es klingelt wieder)
VERA ( kommt zurück ) Sie sind ja immer noch hier. Nun aber ab und warten
Sie auf das Stichwort. Noch Fragen ?
PATZENWALZER ( beiläufig ) Nur eine kleine. Nicht weiter wichtig. - Wie war noch
einmal mein Stichwort ?
VERA ( sich zurücknehmend )Wenn Toni sagt: ‚ Liebling, bringst du bitte
den
Tee ? ‘. Nun fragen Sie bitte nicht, wer damit gemeint ist.
PATZENWALZER ( leise ) Wer ist damit ...? War nur ein Scherz !( lacht, geht schnell ab
)
VERA ( guckt ihm nach ) Der bringt mich noch zum Wahnsinn. ( es klingelt
Sturm. VERA geht zur Tür, guckt durch und macht sie auf, sodass sie
dahinter verschwindet )
HENDRIK ( und seine Freundin CHANTAL, mit Blumen in der Hand, stehen an
der Tür) Guten Tag ? ( gucken sich unsicher an ) Hallo ? ( vorsichtig
mit CHANTAL eintretend)
VERA ( hinter ihnen geht die Tür zu und VERA ,nun verwandelt in türkische
Leyla, wird sichtbar, mit fremdländischem Akzent ) Bitte ?
HENDRIK ( er und CHANTAL zucken zusammen, drehen sich um ) Haben Sie
uns aber erschreckt !
CHANTAL ( empört ) Wo waren sie denn ? Wir warten hier schon eine Ewigkeit
vor ihrer Tür !
VERA ( schroff ) Ich nix ICE ! ( zu HENDRIK )Was wollen du ?
HENDRIK ( lacht unsicher ) Guten Tag, ich bin Hendrik Simon. Ich möchte zu
Antonia, meiner Frau.
CHANTAL ( korrigierend ) Ex – Frau !
HENDRIK ( augenverdrehend zu CHANTAL ) Noch ist sie es ja. Ich möchte also
zu ...
VERA Toni, ich wissen ! (guckt ihn schweigend an)
HENDRIK ( peinlich berührt ) Ja ( CHANTAL stößt ihn) Das ist übrigens meine
Zukünftige, Frau Chantal Zwanzig. ( CHANTAL nickt )
VERA ( mustert sie ) Was für Name! Aber Zwanzig besser als falsche
Fuffziger!
HENDRIK ( CHANTAL guckt ihn irritiert an, will etwas sagen. Er wirkt
beruhigend auf sie ein, dann bemüht freundlich zu VERA ) Wer sind
Sie, wenn ich fragen darf ?
VERA ( schroff ) Dürfen nicht, aber machen Ausnahme. Bin Leyla,
Haushälterin von Frau Toni, die du verlassen.Und nun geben Sachen
her, ich packe zu Kleidersammlung ( lacht ) Kleine Scherz von Leyla,
meine Ständer für Kleid.
HENDRIK Bitte ! ( gibt VERA seinen Mantel, die ihn aufhängt , während er
CHANTAL aus dem Mantel hilft )
CHANTAL ( währenddessen leise zu HENDRIK ) Deiner Frau muss es ja gut gehen, dass
sie sich sogar eine Haushälterin leisten kann. Die bezahlt sie bestimmt von deinem Schmuck.
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